Stemweder Schüler besuchen Amtsgericht in Rahden
Die Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfaches „Gesellschaftslehre“ aus Klasse 8 der Stemweder-Berg-Schule verlegten ihren Unterricht mit ihrer Lehrerin Katherine Kleinert-Hegemann in das Amtsgericht nach Rahden.
Den gesamten Vormittag waren sie im Gericht und schauten sich die Verhandlungen an, da die Schüler zurzeit das Thema „Jugend und Recht, Jugendstrafrecht, Gerechtigkeit und Strafe“ im Unterricht behandeln. Richter Jakotta begrüßte die Schülerinnen und Schüler freundlich und erklärte ihnen im Vorfeld, wie ein Gerichtsverfahren abläuft. Dann wurde auch schon das erste Gerichtsverfahren eröffnet, dem die Schüler leise als Zuschauer beiwohnen durften.
Besonders interessant fanden die Schüler, die Arbeit im Gericht „live“ zu sehen, wer dort alles arbeitet, wie es in einem Gericht aussieht und wie es bei einer Verhandlung zugeht. Alle kannten Gerichtsshows oder Krimiserien aus dem Fernsehen, aber in ihrer Vorstellung war es dann ganz anders, weil der Richter, der Staatsanwalt und die Anwälte sehr offen, freundlich und menschlich waren und es überhaupt nicht steif und förmlich zuging, sondern alle während der Verhandlungspausen für Fragen offen waren und gerne informierten. Zum Beispiel erzählten Staatsanwalt und auch der Richter, warum sie ihren Beruf gewählt haben, was sie toll daran finden, was ihnen aber auch bis jetzt naheging.
Emotional bewegend fanden viele Schülerinnen und Schüler die Schicksale, die hinter den Opfern und den Angeklagten standen und dass man als Richter oft auch in einem Zwiespalt steckt. So hat sich die Sicht der Schüler auf das Thema noch einmal bei einigen geändert, da z. B. der Angeklagte nicht automatisch immer der „Böse“ ist. Auch erlebten sie einen Angeklagten, der durch eine Tat sehr belastet war, die manchmal durch widrige Umstände entstehen kann und das ganze weitere Leben beeinflusst. Auch erfuhren die Schüler, dass in manchen Fällen kriminelle Karrieren schon von Jugend an sich durch weitere Leben ziehen können und man aus diesem Kreislauf oft nur schwer ausbrechen kann.
„Das war unglaublich interessant – wir haben uns die Gerichtsverfahren ganz anders vorgestellt und wirklich was mitgenommen. Nicht alle Taten werden vorsätzlich gegangen! Manchmal passiert dies auch aus Dummheit oder aus Reflex!“, erklärten die Stemweder Schülerinnen und Schüler bewegt.
Der Richter motivierte die Schüler Fragen zu stellen. So fragte er sie in einer Pause, wie sie mit dem Verschicken von Fotos umgehen. Dabei meinte er aber Fotos der Schüler, wo sie leicht bekleidet sind oder auch nackt. „Das Problem ist nicht vordergründig das Verschicken von Nacktbildern, sondern wer sie in die Finger bekommt. Bei Schülern unter 18 Jahren geht es dann für die diejenigen, die ihre Bilder haben, um Kinderpornographie. Mir ist es wichtig, dass ihr wisst, dass das eine Straftat ist und mit Gefängnis bestraft wird!“, erläuterte der Richter.
Auch Frau Kleinert-Hegemann wurde nach dem Besuch nachdenklich: „Mich als Lehrkraft hat nochmal besonders wachgerüttelt, dass man Jugendliche immer wieder dafür sensibilisieren muss, nicht leichtfertig mit Daten oder Fotos umzugehen und diese zu verschicken, da man nicht weiß, bei wem diese Bilder letztendlich landen und der Besitz strafverfolgt werden kann.“
Alle waren sich einig, dass der Tag im Amtsgericht Rahden eine großartige Lernerfahrung war. Frau Kleinert-Hegemann ist dankbar, dass das Amtsgericht ihren Schülerinnen und Schülern diese Erfahrung ermöglichte.