Stemweder Schülervertretung begreift Demokratie hautnah beim Berlinbesuch
SV-Schüler und SV-Lehrer verschiedener Schulformen aus Stemwede, Bünde, Hüllhorst und Schweicheln erkunden die historische und politische Bedeutung Berlins
„Wir sind total beeindruckt. Das Programm war super. An authentischen Orten zu sein und dort als Politiker Entscheidungen zu treffen, hat richtig Spaß gemacht. Die beiden Zeitzeugen sorgten richtig für Gänsehautfeeling“, bewerteten die Schülerinnen und Schüler der Stemweder Berg-Schule die dreitägige „Demokratiewerkstatt“ in Berlin,
die den Bogen von der Vergangenheit bis in die Zukunft spannen und sich damit zugleich in der Gegenwart verorten soll.
Der diesjährige Schwerpunkt lag auf der Stadt Berlin als Ort des Einmischens, der Erinnerung und des Mutmachens. Im Fokus standen Fragen wie „Spüren wir noch heute die Folgen der Teilung in Berlin? Wie lebten die Menschen entlang der Mauer? Wie ging das DDR-Regime mit politisch Andersdenkenden um? Was bedeutet Demokratie und wann und wodurch kann sie in Gefahr geraten? „Gerade diese Fragen lassen sich durch einen Projekttag in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen beantworten, wo Zeitzeugen darüber berichten, wie es war in einer Diktatur und Überwachungsgesellschaft zu leben. Darüber hinaus werden die Jugendlichen zum selbstständigen Denken und zur Diskussion ermutigt“, betonte Organisatorin Anna Hartfiel (Stätte der Begegnung e.V. Vlotho).
So berichteten die Zeitzeugen Gerd Zimmermann und Reinhard Fuhrmann (beide Jahrgang 1948) sehr anschaulich über die Art und Weise des Umgangs mit den Inhaftierten und verdeutlichten den Teilnehmern die drei Stufen der Zersetzung: Desorientierung, Isolation und Identitätsverlust. Diese Eindrücke wurden anschließend durch einen dreistündigen Workshop und den Besuch der Dauerausstellung ergänzt, in der noch zusätzliche Informationen über Opfer und Täter gegeben wurden. Sandra Czech, Historikerin in der ehemaligen größten Stasi-Untersuchungshaftanstalt, gab den Schülern am Ende des Projekttages in Hohenschönhausen mit auf den Weg, was die Stemweder Schüler sehr beeindruckte: „Was ihr hier erfahren habt, soll euch daran erinnern, dass es euch heutzutage unglaublich gut geht. Ihr habt die Demokratie, könnt eure Meinung sagen, eure Religion ausleben, demonstrieren usw. Das dürft ihr nicht einfach brachliegen lassen. Seid kritisch, hinterfragt die Politik, lasst euch nicht eure Stimme nehmen. Ihr habt es in der Hand, aktiv mitzuwirken! Denkt immer daran!“
Im Anschluss daran konnten an Originalschauplätzen Mauerdurchbrüche und unterirdische Fluchten von Ost- nach Westberlin nachempfunden werden. An der „Gedenkstätte Berliner Mauer“ in der Bernauer Straße waren die Folgen des Mauerbaus besonders drastisch, hier war der Ort tragischer Fluchtschicksale. Immer wieder stürzten sich Ostberliner aus den Fenstern ihrer Häuser, um in den Westteil der Stadt zu gelangen. „Der Drang nach Freiheit sowie wirtschaftliche Aspekte veranlassen – damals wie heute – immer wieder Menschen dazu, Zivilcourage zu zeigen und sich einem totalitären System zu verweigern“, erklärte Lehrerin Elke Schoenfelder ihrer Gruppe.
Während der Projekttag durch den Rückblick auf Zeiten der Diktatur auch die Bedeutung unserer heutigen Demokratie hervorhebt, bekamen die Schüler am nächsten Tag durch ein Rollenspiel im deutschen Bundesrat einen Eindruck davon, wie es ist, Demokratie zu leben. Sie schlüpften in die Rolle von Abgeordneten und arbeiten intensiv an einem fiktiven Gesetzesentwurf zum selbstgewählten Thema „Führerschein ab 16 Jahren ohne Begleitung“. Die 16- bis 17-jährigen Schüler erarbeiteten Pro- und Contra-Argumente, die sie in die Diskussion einbrachten. Mit einer knappen Mehrheit von 35 Stimmen wurde der vorliegende Entwurf mit Änderungsanträgen einzelner Bundesländer angenommen.
Die SV-Schüler Annabel Maler und Melanie Kästner sagten begeistert: „Was wir alles gesehen und erlebt haben! Das war wirklich beeindruckend! Aber auch das Miteinander unter den Schülern war etwas ganz Besonderes, denn wir wurden hier in eine Zeit zurückversetzt, die wir nun „etwas“ besser verstehen.“ Auch SV-Lehrerin Edda Graue war von der Fahrt begeistert: „Ob im Bundestag oder Bundesrat – durch die Projekte lernen die Schüler, was Demokratie heißt – und das finde ich in der heutigen Zeit sehr wichtig. Ich freue mich auf das SV-Seminar in Vlotho, denn da üben wir wieder, wie Demokratie funktioniert!“